Mein Vortrag - Taubblinden-Assistenz
Die Leiterin von der Beratungsstelle des ÖHTB hat mich gefragt, ob ich anderen erzählen möchte, wie es mir geht, was ich gerade mache und was ich mir für die Zukunft wünsche. Ich habe gleich zugesagt, weil es mir selbst ein Anliegen ist, darüber zu sprechen.
Meine Mutter macht gerade Qualifizierung zur Taubblindenassistenz und in diesem Rahmen hielten wir am 24. Mai gemeinsam einen Vortrag. Wir haben uns gut darauf vorbereitet, Stichwörter in einer PowerPoint-Präsentation gesammelt, und ich habe mir aufgeschrieben, was ich sagen möchte.
Wie der Vortrag war:
Am Samstag waren wir beim ÖHTB am Humboldtplatz im 10. Bezirk. Bevor unser Vortrag begann, wurde noch kurz über andere Themen der Qualifizierung gesprochen.
Unser Vortrag begann um 10 Uhr. Zuerst hat meine Mutter über mein Leben erzählt. Danach habe ich gesprochen:
Was ich über mich erzählt habe:
Beim Vortrag habe ich auch darüber gesprochen, wie es mir mit meiner Behinderung geht. Für mich ist es manchmal schwer, meine Hörsehbehinderung zu akzeptieren. Zu Hause fühle ich mich sicher, aber in ungewohnten Umgebungen bin ich oft unsicher – vor allem, weil viele Menschen nicht wissen, wie sie mit mir kommunizieren sollen.
Damit ich gut verstehe, müssen Menschen in meiner Nähe sprechen – laut, deutlich, langsam und ohne Dialekt. Es sollte keine Hintergrundgeräusche geben und keine Gespräche gleichzeitig stattfinden. Leider haben viele Menschen keine Geduld oder kein Verständnis, wenn ich etwas nicht gleich verstehe oder wenn sie sich wiederholen müssen.
Meine Hobbys und Interessen:
Ich mache sehr gerne Sport – besonders liebe ich das Skifahren. Ich spiele auch Blindentennis und fahre gerne bei Sportwochen mit. Ich freue mich immer, wenn ich dort meine Freunde wiedersehe. Außerdem schaue ich gerne Formel 1 und Skirennen. Ich liebe es zu reisen, neue Kulturen kennenzulernen und die Natur zu entdecken.
Ich arbeite auch gerne am Computer und schreibe regelmäßig an meinem Blog. Musik höre ich ebenfalls sehr gerne.
Meine aktuelle Situation:
Zurzeit mache ich eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Ich bin im dritten Lehrjahr. Die Ausbildung ist ganz in Ordnung. Da habe ich erzählt, was mir gefällt und was mir nicht gefällt. Bei meiner Ausbildung machen wir auch Ausflüge und haben Sportunterricht, was ich sehr nett finde. Außerdem sind die Trainerinnen freundlich und bemüht. Es ist interessant, etwas über das Berufsleben oder den Arbeitsmarkt zu lernen.
Über das, was mir nicht gefällt, möchte ich nicht ins Detail gehen.
Meine Wünsche für die Zukunft:
Ich wünsche mir, dass es mehr Ausbildungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung gibt – für mich gab es nur die Möglichkeit eine Ausbildung zur Bürokauffrau zu machen - und dass wir eine echte Chance auf einen Beruf haben. Für Menschen, die „nur“ blind oder „nur“ gehörlos sind, ist es schon schwer, einen passenden Job zu finden, weil sie einen Fernsinn mit den anderen zum Teil ausgleichen können. Mit einer doppelten Behinderung ist das aber noch viel schwieriger.
Mir ist es wichtig, dass die Hörsehbehinderung in der Gesellschaft bekannter wird. Ich möchte darüber aufklären – zum Beispiel über Social Media. Denn nur wenn die Leute wissen, wie man damit umgeht, können sie besser auf mich eingehen und Rücksicht nehmen.
Anschließend hat meine Mutter weiter über ihre Rolle als Mutter und Taubblindenassistentin erzählt – und darüber, wo diese Unterstützung gebraucht wird. Nach dem Vortrag gab es Fragen aus dem Publikum, z. B. wie ich schifahre oder wie ich mit dem CIs (Cochlea Implantat) höre. Ich bekam auch den Tipp, wieder mehr Gebärdensprache zu üben und lernen, damit ich auch mit anderen Gehörlosen kommunizieren kann. Es gibt nämlich einige Treffen mit gehörlosen und taubblinden Personen. Insgesamt hat der Vortrag etwa eine Stunde gedauert.
Das Thema „Abgrenzung“:
Ich durfte noch bis zur Mittagspause dort bleiben und dem nächsten Thema zuhören. Eine Psychologin hat einen Vortrag zum Thema „Abgrenzung“ gehalten. Sie hat erklärt, dass es verschiedene Arten von Grenzen gibt – zum Beispiel körperliche und geistige Grenzen. Jeder von uns hat ein Blatt bekommen, auf dem wir aufgeschrieben haben, wie wir uns in drei verschiedenen Phasen fühlen und wo wir das im Körper spüren:
1. Wie fühle ich mich, wenn es mir gut geht?
2. Wenn ich viel zu tun habe, aber ich es noch gut schaffe – wie merke ich das?
3. Wenn ich über meine Grenze gehe – wie fühlt sich das an?
Später haben wir noch über die „Energiekurve“ während eines Tages gesprochen: Am Vormittag ist man oft motiviert, die Energie steigt an. Dann sinkt sie irgendwann ab, und wenn es keine Pausen gibt, kann sich der Körper kaum erholen. Wenn man Stress hat, geht die Kurve nur langsam runter, was auf Dauer sehr anstrengend ist. Das war für mich interessant zu hören, denn ich merke auch, dass ich manchmal über meine Grenzen gehe, überfordert bin und grantig werde. Ich muss noch lernen, rechtzeitig zu spüren, wann es zu viel wird, und dann bewusst Pausen zu machen.
In der Mittagspause bin ich gegangen und habe mich in die Stadt mit meiner Oma getroffen. Insgesamt war es ein spannender Tag und ich war froh, den Vortrag gut gemeistert zu haben. Besonders das Thema Abgrenzung fand ich sehr interessant und hilfreich.
Nach diesem Tag bin ich noch motivierter über das Thema Hörsehbehinderung und Taubblindheit zu informieren – ich halte auch gerne wieder einen Vortrag oder erzähle euch einfach darüber.
Mehr Infos findet ihr auf www.sinnesbehindert.at