Ladies Camp: Sportcamp für Mädchen und Frauen
Am Pfingstwochenende fand am Faaker See das Ladies Camp vom ÖBSV statt, vier Tage Sport für behinderte Mädchen und Frauen.
Am Freitagnachmittag ging es los. Meine Eltern haben mich zum Bundessportzentrum (BSFZ) gebracht und den Betreuerinnen kurz erklärt, wie sie auf mich eingehen sollen, bevor sie weiter nach Lienz gefahren sind.
Einem netten Mädchen und mir wurde ein gemütliches, recht großes Zweibettzimmer zugewiesen. Das Zimmer war schön eingerichtet und es war alles vorhanden, was wir brauchten. Das Badezimmer war auch sehr groß, aber es war schwierig, die Tür zuzusperren. Es war nämlich eine Schiebetür mit einem kleinen Drehknopf, der nicht zuging. Wir hatten auch einen Balkon, auf dem sich ein kleiner Tisch mit zwei Sesseln und ein Wäscheständer befand. Dort hatte man einen sehr schönen Blick auf den Faaker See. Ich war vom Zimmer begeistert, nur das WLAN war sehr langsam oder ging gar nicht.
Am Freitagabend gingen wir eine Runde zum See spazieren und konnten das Sportzentrum anschauen. Es war riesig und es gab viele Anlagen: acht Tennisplätze, einen Cardiobereich, eine Kraftkammer, ein Bootshaus, einen Aerobicraum, eine Kletterwand, ein Freiluft-Schwimmbecken, eine Freiluft-Wasserballanlage, einen Beachvolleyballplatz, einen Rasensportplatz, einen Volleyballplatz, einen Basketballplatz, eine Weitsprunganlage, eine Laufbahn usw.
Der Speisesaal war sehr geräumig und sowohl zum Frühstück als auch zum Mittag- und Abendessen gab es ein abwechslungsreiches Buffet mit sehr guten Speisen. Getränke konnten wir beim Kellner bestellen.
Am Samstagvormittag ging es endlich los. Wir begannen mit Laufen und haben verschiedene Übungen gemacht, z.B. mit Luftballons oder mit der Koordinationsleiter. Nachher fanden kleine Wettrennen zwischen zwei Personen statt, wobei die Zeit gemessen wurde. Am Nachmittag konnten wir zwischen Schwimmen oder Bootfahren auswählen. Ich wählte das Ruderboot, was besonders angenehm war, weil die Trainerin gerudert hat und nicht ich. :-) Anschließend war ich aktiver und habe Frisbee und Tennis gespielt. Wir haben draußen auf dem Tennisplatz bei traumhaftem Wetter gespielt, was für mich ungewohnt war, weil ich von der Sonne geblendet war und die Trainerin die Bälle höhergeschlagen hat als meine Tennislehrerinnen.
Am Sonntagvormittag haben wir den Wald erkundet. Zuerst haben wir möglichst gerade Äste gesammelt und zu einer langen Geraden auf den Boden gelegt. Ein Stück später waren wir ganz leise und versuchten die Geräusche im Wald zu hören und Tieren zuzuordnen. Danach haben wir Äste und verschieden Pflanzen gesammelt und so gestaltet, dass daraus ein Gesicht entsteht.
In der Zwischenzeit haben die Trainerinnen eine orange Schnur zwischen Bäume gespannt und wir mussten entweder über oder unter der Schnur durchgehen. Die Trainerinnen wollten wissen, wie gut bzw. schlecht ich sehe und haben mich gefragt, ob sie meine Brille ausborgen und diese Übung damit probieren könnten. Ich fand das sehr lustig und habe zugestimmt. Für mich war es spannend zu sehen, wie sich die anderen mit meiner Brille bewegen. Sie sahen natürlich alles verschwommen, da ich sehr starke Gläser habe, und es war ungewohnt und schwierig für sie. Jetzt konnten sie sich ein bisschen vorstellen, wie es ist, schlecht zu sehen. Ich bin dafür ohne Brille gegangen und sah die Schnur erst viel später als mit meiner Brille. Anschließend gingen wir zum BSFZ zurück zum Mittagessen.
Am Nachmittag spielten wir auf dem Gelände Frisbee, wir machten Wurfspiele mit Holzstangen.
Am Montagvormittag waren wir im Fitnessstudio, Cardioraum und Gymnastikraum und es war sehr anstrengend. Im Kraft- und Fitnessstudio haben wir uns zuerst aufgewärmt und dann mit verschiedenen Geräten geturnt. Nach eine Stunde wechselte die Gruppe und wir sind zum Cardioraum gegangen, wo wir Ausdauer trainiert haben. Nachher im Gymnastikraum haben wir verschiedene Dehnübungen gemacht. Am Nachmittag waren wir wieder am See. Zuerst haben wir ein Gruppenspiel gemacht und danach war ich nochmal Boot fahren.
Montagabend gab es eine Abschiedsrunde, an dem jede von uns erzählt hat, wie ihr die letzten Tage gefallen haben. Danach haben wir Uno gespielt. Generell gab es nach dem Abendessen die Möglichkeit zu plaudern oder zu spielen, was sehr nett war.
Mir hat das Ladyscamp sehr gut gefallen und es gab einige Sachen, die für mich neu waren. Besonders toll fand ich, dass sich die Trainerinnen so um mich bemüht haben, mir alles erklärt haben, wenn ich etwas nicht verstanden habe und mich auf Hindernisse hingewiesen haben. Sie sind wirklich wunderbar auf meine doppelte Behinderung eingegangen und haben den Aufenthalt zu einem sehr schönen Erlebnis für mich gemacht. Vielen Dank!!!
Das Einzige, was mir sehr gefehlt hat, war ein Wettbewerb, bei dem ich mich mit anderen messen kann. Ich bin ja sehr ehrgeizig und möchte immer gewinnen. Das fand ich ein bisschen schade.
Ungewohnt war für mich, dass wir erst unmittelbar vor dem Sportübungen erfahren haben, was wir so machen. Das war sehr kurzfristig, ich hätte mich gerne schon ein bisschen früher darauf vorbereitet oder entsprechend angezogen.
Aus meiner Erfahrung bei anderen Sportwochen habe ich schon am Ende der letzten Sporteinheit erfahren, was wir am Nachmittag oder am nächsten Tag machen, bevor ich ins Zimmer ging. Das wäre ein kleiner Verbesserungsvorschlag.