Johann Strauß Museum aus meiner Perspektive
Am Freitag, den 18. April 2025, habe ich gemeinsam mit einer Taubblinden-Assistenz das Johann Strauß Museum in der Friedrichstraße 7 im 1. Bezirk in Wien besucht.
Bei unserer Ankunft zeigte ich meine Tickets vor. Dort erhielt ich für meine Jacke und meinen Rucksack einen kleinen Schlüssel für ein Schließfach. Eine Münze war dafür nicht nötig – einfach mit dem Schlüssel absperren, das funktionierte problemlos.
Bevor wir das Museum betraten, bekam ich einen Audioguide mit Kopfhörern. Da ich ja Cochlea Implantate habe und die Prozessoren hinter den Ohren befestigt sind, kann ich keine Kopfhörer aufsetzen.
Meine Taubblinden-Assistenz erklärte mir zunächst, wie das System funktioniert und was über den Kopfhörer gesagt wird. Ich versuchte es trotzdem, indem ich die Kopfhörer über meine Cochlea-Implantate hielt, was aber sehr mühsam war. Leider war die Sprachwiedergabe schwierig zu verstehen, da zusätzlich Musik im Hintergrund lief, und durch dieses Hintergrundgeräusch die Sprache undeutlich wurde.
Im Museum selbst war es insgesamt sehr dunkel. Die Beleuchtung in den Räumen war schwach, und die Kontraste auf den Bildbeschriftungen waren schlecht, sodass ich den Text erst erkennen konnte, als ich ganz knapp davorstand. Auch die Musiknoten waren aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse schwer lesbar. Nur ein kleiner Raum, wo ein kleiner Film gezeigt wurde, war gut ausgeleuchtet – dort war das Erkennen deutlich einfacher.
Die Stiegen zum zweiten Stock waren schwer zu erkennen, da keine Markierungslinie vorhanden war. In diesem Stockwerk gab es einige Bildschirme mit Videos, die wieder ausschließlich über Kopfhörer gehört werden konnten. Leider fehlten hier jegliche Texte, die man zum Verständnis hätte lesen können.
Um an einer interaktiven Station eigene Musik zu gestalten, musste man erneut Kopfhörer nutzen. In der Dunkelheit war es sehr schwierig, die zur Station gehörigen Knöpfe zum Drehen und Drücken zu finden – ich musste sie erst ertasten. Zusätzlich musste ich ja auch noch die Kopfhörer halten, um die Musik überhaupt hören zu können. Ohne meine Taubblinden-Assistenz wäre das kaum möglich gewesen.
In zwei Räumen befanden sich Spiegel, die ich nicht gleich erkannte, und fast dagegen gelaufen bin. In einem dieser Räume standen außerdem drei Sessel, die ich aufgrund der Dunkelheit ebenfalls zunächst übersehen habe.
Der Weg in den letzten Raum führte über eine Treppe nach unten, die dank einer silbernen Linie am Rand gut erkennbar war. Auch dort konnte man Musik hören – wieder ausschließlich über Kopfhörer.
Am Ende unseres Rundgangs besuchten wir noch den Museumsshop. Dieser war angenehm hell beleuchtet, was das Zurechtfinden deutlich erleichterte. Warum bloß nur im Shop?
Insgesamt fand ich den Besuch zwar interessant, aber auch frustrierend. Für mich als hörsehbehinderte Person war das Museumserlebnis durch die ausschließlich akustischen Inhalte – die noch dazu nur über Kopfhörer angeboten wurde - und die schlechte Beleuchtung und fehlende Beschriftung stark eingeschränkt, und ich habe mich sehr darüber geärgert. Ich konnte viele Inhalte nicht vollständig erfassen. Hier gibt es großen Nachholbedarf, um das Museum auch für beeinträchtigte Personen zu einem interessanten, lehrreichen und angenehmen Erlebnis zu machen.
Ich kann dieses Museum für Menschen mit Hörsehbehinderung - oder nur Seh- oder nur Hörbehinderung - absolut nicht empfehlen!!!